Im Norden der Insel Santorin liegt das Dorf Ia wie Schnee auf den Rändern der Kaldera. Eine Einfahrt mit der Fähre in die Kaldera ist daher ein unvergeßliches Erlebnis! Der Ort war früher ein armes Bauerndorf und man lebte von den kargen Feldern, die Getreide und Wein erbrachten. Wasser war immer ein Problem und so mußte man sich aus Zisternen versorgen. Gab es trockene Winter, geriet die arme Bevölkerung schnell in Gefahr. Früher verließen viele Bewohner ihre Insel und geingen zur See oder zogen nach Athen. Das schwere Erdbeben von 1956 hinterlies weitere negative Spuren und die, die es erlebt haben, zucken noch heute bei jedem kleinen Erdstoß zusammen.
Um 1970 kamen die ersten Fotografen und Künstler nach Santorin und entdeckten die Schönheit der Insel. Ia war immer das erste Motiv. Und da gerade auch der Massentourismus begann, wurde Santorin schnell zum Ziel der ersten Reisenden. Und die machten weitere Fotos und erzählten von der Schönheit der Insel. Langsam wurde Santorin und Ia berühmt. In den durchs Erdbeben zerstörten Höhlenwohnungen in den Kalderahängen roch man den Profit. Einer nach dem anderen kaufte die Ruinen und renovierte sie. Erste, einfache Unterkünfte entstanden. Bis in die 1980er Jahre waren die Unterkünfte preisgünstig. Mehr und mehr Gäste kamen. Darunter auch viele Neureiche, die von den politischen Geschenken der PASOK profitierten. Langsam erkannten die einfachen Bewohner Santorins, dass mit den Touristen und Athenern schnelles Geld zu verdienen ist. Die einfachen Hotels wurden in Luxusunterkünfte verwandelt, in denen einen Nacht schon mal 500-1500 € kosten kann. Der Jetset kam nach Santorin und auch die ganzen Modefotografen. Santorin ist "In"! Man muss einfach Ia gesehen haben.
Die negativen Auswüchse eines unkontrollierten Massentourismus kann man jeden Tag gegen Abend erleben. Da kommen - egal, wie das Wetter ist - zig Touristenbusse und kotzen ihre Ladung aus. "Denn nur in Ia ist der Sonnenungtergang schön"... Marketing ist alles!
Wenn gleichzeitig mehrere Kreuzfahrtschiffe ankommen, wälzt sich eine Masse von Konsumenten durch die Gassen. Da ist es dann egal, ob ein Kaffee, statt 3 € plötzlich 5-7 € kostet und der Baklavas von letzter Woche ist. Die Asiaten, Amerikaner, Deutschen und andere kennen die Spezialitäten eh nicht und kommen nicht mehr zurück...
In den Souvenir-Läden bekommt man den gleichen Ramsch wie überall, nur "etwas" teurer...
Das ist nicht das Ia, das wir lieben. Deswegen gehen wir früh am Morgen zum Fotografieren, wohnen in kleinen Hotels, die noch von einheimischen Familien betrieben werden und entdecken die Insel wandernd!
Denn, wer sich die Mühe macht, Ia zu erkunden, wird nicht nur mit einmaligen Fotos beschenkt, sondern lernt die normalen Santoriner kennen, die trotz Massentourismus noch Griechen und nicht nur "Dienstleister" geblieben sind. Und die schönsten Fotos vom "berühmten Sonnenuntergang" macht man nicht dort, wo die Masse drängt.
Ja - Ia ist weiterhin ein schöner Ort und sehenswert! Aber man muss planen und Zeit investieren, um den Ort mit all seiner Schönheit genießen zu können!
Die beste Zeit, Santorin zu besuchen ist eh nicht die Hauptsaison, sondern März-Mai und September-Oktober.
Und, wer gerne wandert, findet um Ia einige schöne Routen - nicht nur die Kaldera-Route...